Anne Stein Hannover
In WERKSTÄTTEN und KÜCHENGESPRÄCHEN
arbeite ich mit dem, was ich unter den Begriffen analytisch, poetisch und existentiell fasse. Ich folge der lebendigen Spur und widme mich dem Spüren des Eigenartigen und des Verstörenden und sehe das Verrückt-Scheinende als einen Ort, an dem zutiefst Eigenes, das ohne Kontakt war, bewahrt wird. Ich schätze das psychoanalytische Wissen über innere Konflikte und Rückzugsorte. In den Werkstätten kann das Zusammenspiel und das Zusammenwirken der inneren Kräfte, Aspekte und Gestalten erkundet werden. Es ist für die, die Lust haben, mit den verschiedenen Orten in sich selbst vertraut zu werden und für die, die neugierig sind auf etwas in sich, das sie bisher nur schemenhaft ahnen.
Das Analytische ist ein Herauslösen aus Bekanntem, ein Abstand Erzeugen zu Selbstverständlichem. Seine Kraft entfaltet es dort, wo es keinen Raum zum Denken gab, wo Gewaltiges hereinbrach. Es lässt Atem zu und eine Weite. Es ermöglicht ein Schauen mit einer Hin- und Herbewegung, ein Hören auf Klang und Rhythmus und weckt eine Antwort, dort wo sie gefehlt hat. Im Analytischen nehme ich einzelne Fäden in die Hand, ich erlaube mir das Spüren einer Saite, die angeschlagen wird, ich halte das Nicht-Wissen aus und das Noch-nicht-Verstehen.
Das Poetische ringt mit Gegensätzen, die mit aller Kraft zueinander streben und nicht vereinbar zu sein scheinen, sie bleiben in einem Paradox und kommen zu einer Form, die in einer immensen Spannung steht, die eine große innere Bewegtheit hält. Das Poetische ist ein ungeheurer Drang zu formen an einem Ort, an dem nichts ist, was zu fassen wäre. Es ist eine Bewegung hin auf etwas zu, etwas Gewünschtes an einem unmöglichen Ort. Es ist eine Verzauberung der Welt, die notwendig ist, weil dort der Schrecken alles erstarrt hat. Es ist etwas, das einem Wort Leben einhaucht damit das Leben selbst nicht erstickt. Das ist das Poetische, etwas ins Leben Rufende.
Das Existentielle betrifft jeden Menschen, es ist das Verbindende hinter allen Unterschieden. Das Erleben dort, wo die Erschütterung alles Geglaubte und Feste wegfegt und nur noch das bleibt, was durch die Schwärze hindurchträgt. Ein Knochen vielleicht, vielleicht nichts als ein Knochen, ein Knöchelchen. Das existentielle Fragen verliert sich nicht im Kampf um Identitäten, es führt auf den Grund des Menschlichen, dort wo Leid erfahren wird und Angewiesensein aufeinander.